Die Geschichte der Goldenbower Mühle

youtube-Video von Thomas Grabka (www.grabka-fotografie.de)

Etwa um 1860 zog aus Wesenberg der gelernte Müller Hermann Pagenkopf nach Goldenbow. Er erwarb die Häuslerei Nr. 8. und beabsichtigte, dort eine Mühle zu bauen. Im Jahre 1869 dürfte der Bau einer Erdholländermühle vollendet und der Mühlenbetrieb 

aufgenommen worden sein, da in diesem Jahr erstmals die anfallenden Steuern vom Müller zu entrichten waren.

Die Mühle produzierte vorrangig Weizen- und Roggenmehl, aber auch Graupen und Grütze (aus Gerste).

 

Die Holländermühle befand sich bereits im Besitz der dritten Generation der Familie, als sich Hermann Heinrich Pagenkopf 1924 auf Grund des großen Getreideanbaus in Mecklenburg und um die Kapazität der Mühle zu erhöhen zum Abriß der alten Erdholländermühle entschloß, um sie als Galerieholländer neu aufzubauen. Die Feldsteinmauern der alten Mühle fanden dabei im Fundament der neuen Mühle Verwendung.

Die neue Mühle hat eine Höhe von 23 Metern und einen Durchmesser von 10 Meter am Boden. Die Mühle besaß ursprünglich zwei Galerien, eine in etwa 4,5 m Höhe, umlaufend, die andere war ganz oben am Mühlenkopf, wo noch heute zwei große Fenster den ehemaligen Ausstieg anzeigen. Von hier hat man bei klarem Wetter Sicht bis nach Schwerin. Von der unteren Galerie hing man in die Flügel eine Kiste mit Feldsteinen, wenn der Mühlenbetrieb eingestellt wurde und ein unbeabsichtigtes Zuschlagen der Klappen vermieden werden sollte. Dem Zeitgeist entsprechend erhielten die Flügel der Windrose am hinteren Mühlenkopf einen schwarz-weiß-roten Anstrich.

Die Mühle erfreute sich großen Zuspruchs, so daß die Windkraft bald nicht mehr ausreichte, um alle Kundenwünsche zu befriedigen. 1929 kaufte sich der Müller eine Dampfmaschine und ließ sie in einen Schuppen neben der Mühle einbauen. Der Dampfkessel wog schwer, und zehn Pferde mußten vor den Wagen gespannt werden, als das Gerät vom Bahnhof auf den Mühlenberg gefahren wurde.

Über eine Welle erfolgte die Kraftübertragung zur Mühle. Als in den dreißiger Jahren ein Dieselmotor als Antrieb eingebaut wurde, verkaufte man die Dampfmaschine an das Sägewerk in Suckow.

 

Die Familie Pa­genkopf betrieb die Mühle bis 1957. Dann schrotete die LPG in der Mühle, bis notwendige Re­paraturen anstanden, aber nicht mehr ausgeführt wurden. Letztendlich stellte die LPG den Betrieb ein. Damit begann der Zerfall der Mühle. Die gesamte Technik, bis auf den Teil im Mühlenkopf, auf dem Mehlboden und die Königswelle wurde herausgerissen. Aus den Räumen entstanden Lagerflächen.


Ab Anfang der achtziger Jahre trafen sich hier nur noch der Wind, die Mäuse und die Katzen in der Mühle...

 

Im Jahre 1986 wurde die Mühle als technisches Denkmal auf die Denkmalliste gesetzt. Im Mai 1987 erfolgten denkmalpflegerische Arbei­ten zur Erhaltung des Bauwerkes. Dachhaut und Haube wurden instand gesetzt, die untere Galerie erneuert und der Einbau neuer Fenster abgeschlossen. Im gleichen Jahr begann der Umbau der Inneneinrichtung. Das nicht mehr verwendbare Mahlwerk wurde ausgebaut. In der Mühle sollte eine Jugendherberge entstehen. Mit der Wende wurden alle derartigen Pläne eingestellt.

 

1994 kaufte Jürgen Schulz, die Mühle von der LPG und begann den Umbau zu einer Gaststätte. Nach knapp zwei Jahren intensiver Bautätigkeit wurde am 1. Juni 1995 die Mühle als private Mühlengaststätte eröffnet. Der Charakter der Mühle wurde dabei weitgehend erhalten.
Private Mittel und Kredite sowie Mittel aus der "Dorferneuerung" bildeten die Finanzierung dieses umfangreichen Vorhabens.

 

Ab 1. Februar 2003 muß  Mühlenwirt Jürgen Schulz aus wirtschaftlichen Gründen diese gastronomische Einrichtung schließen. Die Mühle stand dann 3 Jahre leer.

 

Seit 1.Dezember 2006 gibt es wieder Leben in der Mühle. Sie wurde aufwendig und liebevoll saniert und zu einem Ferienhaus ausgebaut. (Pressebericht)

 

Der alte Erdholländer um1910 noch mit Steert und um 1914 schon mit Windrose

 

 

Der "neue" Galerieholländer 1924

 

 

1985 (verlassen und verfallen)  und 1991 mit neuem Dach und neuer Galerie

 

 

2003 stand die Mühle dann wieder leer. Ab 2006 wurde die Mühle dann aufwendig saniert.

 

 

Seit 2007 wird die Mühle als Ferienhaus genutzt und hat eine sanierte Haube mit Windrosenbock und eine sanierte Galerie.

 

2011 kommen die alten Segelgatter runter und die Mühle bekommt wie schon 1924 wieder Jalousieflügel. Damit sind wir dem historischen Vorbild wieder ein Stück näher :-)

 

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